Geographie
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Die Assyrer nannten das Land des Sonnenaufgangs (Morgenland) "Asuzu", das Land des Sonnenunterganges (Abendland) aber "Erep". Die Phönizier übernahmen diese Begriffe als "Asia" und "Europa" in ihre Sprache.
Grösse und Lage
Weil Asien zusammen mit Europa und Afrika einen riesigen Landblock bildet, nennt man diese Landmasse im Unterschied zur Westfeste des amerikanischen Doppelkontinents Ostfeste. Gegenüber der "Neuen Welt" sind die Teilräume der "Alten Welt" seit alters her bekannt.
Wegen seiner Grösse von 54 Millionen Quadratkilometern wird Asien als der "Riese unter den Kontinenten" bezeichnet. Er umfasst fast ein Drittel der Landoberfläche der Erde.
Vom Kap Tscheljuskin auf der Taimyr-Halbinsel (74 ° nördlicher Breite) bis Singapur als südlichstem Festlandspunkt auf der Malaienhalbinsel (1 ° nördlicher Breite) misst man 8.500 km und von Kap Baba in der Türkei (26 ° östlicher Länge) bis zum Kap Deschnew in Ostsibirien (169 ° westlicher Länge) sind es etwa 11.000 km, ein Unterschied von 11 Zeitzonen.
Asien ist nach Europa der am stärksten gegliederte Kontinent der Erde. Ein Viertel der Gesamtfläche nehmen Inseln und Halbinseln ein.
Grosslandschaften
Die Grosslandschaften Europas setzen sich nach Osten hin in Asien fort. Beiderseits des Ural dehnt sich im Norden Europas und Asiens ein breites Tiefland aus, das in Mittelsibirien von einem Hügel- und Bergland abgelöst wird. Daran schliesst sich östlich das Gebirgsland von Ostsibirien an. Die Kettengebirge Europas setzen sich über die Inselwelt Mittelmeeres nach Asien fort. Die Kettenzüge laufen am Arrarat, im Hindukusch und in Hinterindien in gebirgsknoten zusammen und erreichen dort besonders grosse Höhen. Überhaupt weist Asien im Himalaya nicht nur den höchsten Berg der Erde auf (Mount Everest, 8.848 m), sondern auch die einzigen Achttausender.
Wo die Gebirgsketten des eurasiatischen Faltengebirges weiter auseinandertreten, schliessen sie die Hochländer von Anatolien, Iran und Tibet ein. Dabei ist das tibetanische Hochland mit einer Durchschnittshöhe von 4.500 m das höchste der Erde. Asien selbst ist mit 925 m mittlerer Höhe der höchste Kontinent der Erde.
In meerfernen Gebieten nördlich der Gebirgsketten breiten sich im Regenschatten grosse Wüsten aus, so zum Beispiel die Wüste Kysylkum Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan, die Wüste Gobi in der Mongolei, die Dsungarei als das meerfernste Gebiet der Erde und die Takla Makan (Tarimbecken) in China.
Südlich des Kettengebirgsgürtels bilden Arabien und Vorderindien umfangreiche Tafelländer. Sie stellen Grosschollen des einstigen Urkontinents Gondwana dar, die durch die Kontinentaldrift an Asien herantransportiert und dann angeschweisst worden sind. Als Tafelländer unterscheiden sie sich in ihrem Aufbau und in ihren Oberflächenformen vom übrigen Asien.
Zum Pazifik hin grenzt den Kontinent ein breiter "Feuerring" ab, in dem die meisten aktiven Vulkane der Erde liegen. Ein weiteres Kennzeichen dieser Zone sind die girlandenförmigen aufgereihten Inselbögen, die von dem durchgehenden Zug der Tiefseegräben begleitet werden. Im Marianengraben wurde mit 11.034 m die grösste Tiefe der Erdoberfläche gemessen.
Hier, wo der grösste Kontinent an den grössten Ozean der Erde grenzt, wo höchste Gebirge und tiefste Gräben dicht nebeneinander vorkommen, ist die Erde noch nicht zur Ruhe gekommen. Merkmale dieser "Schwächezone" sind folglich nicht nur Vulkane, sondern auch die Erdbeben, die diesen Raum und seine Menschen ständig bedrohen.
Gliederung
In der Mitte Asiens liegt das zentralasiatische Gebirgsland. Als Nordasien bezeichnet man das nördlich anschliessende Tiefland, das bis zum Nordpolarmeer reicht. Vorder- und Westasien umfasst die Türkei, Iran und Arabien. Zu Südasien gehören Vorder- und Hinterindien sowie die südostasiatische Inselwelt.
Schliesslich rechnet man zu Ostasien China und Japan. Der Kontinent besitzt in Zentralasien das grösste abflusslose Gebiet der Erde. In Vorderindien werden andererseits die höchsten Niederschläge der Erde gemessen (Cherrapunji). In Ostsibirien liegt der Kältepol der Nordhalbkugel (Oimjakon).
Flüsse und Seen
Die Flüsse und Seen Asiens sind Ausdruck und Ergebnis der klimatischen Verhältnisse und der Oberflächenformen auf dem grössten Kontinent der Erde, der alle Klimabereiche vom ewigen Eis bis zum immergrünen tropischen Regenwald umfasst.
Zu den längsten Flüssen der Erde gehören Ob, Jenissej und Lena, die ins Nordpolarmeer fliessen. Zum Pazifischen Ozean und seinen Nebenmeeren entwässern Amur, Huang-he, Jangtsekiang und Mekong, zum Indischen Ozean Indus, Ganges und Brahmaputra. Alle anderen grossen Flüsse münden in Seen, die abflusslos sind. Dieses Gebiet, in dem die Verdunstung höher ist als der Niederschlag, reicht vom Kaspischen Meer bis etwa zum Grossen Chingan in China.
Der Ural mündet in das Kaspische Meer, der grösste abfusslose See der Erde. Er ist ebenso salzhaltig wie der Aralsee, in den Amudarja und Syrdarja münden oder der Balchaschsee. Im Toten Meer liegt die tiefste sichtbare Stelle der Erdoberfläche (Seespiegel -400 m).
Der Baikalsee bildet den grössten süsswassersee Asien, der wegen seiner grossen Tiefe mehr Wasser enthält als die Ostsee.
Asien ist tatsächlich ein Kontinent der Superlative und Gegensätze.